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Die Wellpappenindustrie stemmt sich gegen Mehrweg-Welle
Can Olcer, Co-Founder RavioliLetzte Woche ist uns der folgende Sponsored Post auf Instagram vom Verband der Wellpappen-Industrie (VDW untergekommen:
Das Bild zeigt auf plakative Art und Weise eine Plastikbox mit Teddybär. Der Text dazu:
“Durch den Entwurf der neuen EU-Verpackungsverordnung droht künftig mehr Over-Packaging. Denn die Europäische Kommission möchte damit unter anderem Mehrwegquoten für E-Commerce-und bestimmte Transportverpackungen einführen. Mehrwegsysteme basieren aber immer auch darauf, dass nur wenige Standardgrößen zum Einsatz kommen. Aus Sicht der Wellpappenindustrie widerspricht das den Zielen der Europäischen Kommission, Verpackungsgrößen und Leerräume zu minimieren.”
Der VDW bezieht sich auf die angedachten Quoten für Mehrweg-Verpackungen im E-Commerce. Die Entwürfe der Europäischen Kommission sehen vor, dass bis 2030 10% der Verpackungen im Online Handel über ein Mehrwegsystem laufen müssen. Bis 2040 sollen das 50% sein. Wie und ob die Verordnung verabschiedet wird, zeigt sich in den kommenden Wochen.
Natürlich ist die Absicht des VDW so transparent wie die Boxen in Ihrem Instagram-Bild: Durch die zunehmende Nutzung von Mehrweg-Versandverpackungen sinkt der Bedarf an Einweg-Verpackungen. Der VDW sieht sich offensichtlich in seiner Existenz bedroht. Was das VDW nicht erwähnt: Umwelttechnisch ist Mehrweg fast immer besser als Einweg und Rezyklieren. Beispielsweise können unsere Raviolis im Vergleich zu Einweg-Kartonagen bis zu 90% Müll und 78% CO2-Emissionen einsparen.
In diesem Post behauptet der VDW, dass es bei Mehrwegverpackungen nur wenige Standardgrößen gibt, und deshalb viel Leerraum in den Verpackungen entsteht. Das ist natürlich Quatsch. Wir können unseren Kund:innen genau die gleichen Größen zur Verfügung stellen, die sie auch davor mit Einweg-Kartonagen schon hatten. In der Realität ist es ohnehin so, dass sich ein Großteil der versendeten Pakete auf einige wenige Standardgrößen verteilen. Der Post endet mit dem Satz:
„Wellpappe ist ein recyclingfähiges Kreislaufprodukt und kann flexibel angepasst werden - bis hin zur maßgeschneiderten Verpackung.“
Da wird der Begriff „Kreislaufprodukt“ arg strapaziert. Natürlich kann man Kartons teilweise rezyklieren und daraus wieder eine Kartonage erstellen. Das kann man übrigens mit unseren Polypropylen-Verpackungen auch. Kreislauf bedeutet aber, dass ein Produkt nicht rezykliert werden muss, bevor man es wiederverwendet. Denn der Recyclingprozess verursacht im ersten Schritt Müll und ist sehr energieintensiv. Das Rezyklieren verursacht nur ca. 40 % weniger CO2-Emissionen als die Herstellung aus frischen Fasern. Außerdem kann man Papierfasern nicht unendlich rezyklieren. Diese verlieren nach jedem Mal Rezyklieren an Qualität und können nach 4-5 Durchgängen nicht mehr für die Herstellung von Kartonagen verwendet werden. Deshalb ist es unserer Meinung nach irreführend, Wellpappe als ein Kreislaufprodukt zu bezeichnen.
Ein Blick auf das Instagram-Profil des VDW zeigt, dass sie in letzter Zeit vehement gegen Mehrwegverpackungen schießen:
Wir finden es ermutigend und unterhaltsam, dass die Wellpappenindustrie Feuer unterm Hintern hat und mit so täuschender Werbung vorgehen muss. Aber auch ein bisschen schade. Anstatt zu versuchen, die Öffentlichkeit zu täuschen, sollten sich Kartonagenhersteller eher überlegen, wie Sie zu einer umweltfreundlicheren Welt beitragen und mit der Zeit mitgehen können. Unsere Türen stehen offen.
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